Elektrisiert in der Prignitz: Meyenburger Elektrobau hat trotz Krise volle Auftragsbücher

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Geschäftsführer Gert Altenburg (r) und Prokuristin Martina Spitzner (l). Foto: Becker

Garnisonkirche Potsdam, Flughafen Hamburg, ganze Wohnviertel in Berlin – dass sie
verkabelt und ans Stromnetz angeschlossen sind, ist einer vergleichsweise kleinen Firma
aus der Prignitz zu verdanken. Das mittelständische Unternehmen Meyenburger
Elektrobau spielt auch bei Großaufträgen ganz vorn mit. Der eher unscheinbare Firmensitz
gegenüber dem Eisenbahn-Romantik-Hotel an der Freyensteiner Straße in Meyenburg will
auf den ersten Blick so gar nicht zu den beachtlichen Referenzen passen. Rund 70
Menschen arbeiten dort an Lösungen nach Kundenwunsch.
Freileitungs- und Kabeltiefbau, Trafo- und Schaltstationen, Netzanschlüsse für
Photovoltaik-, Windkraft- und Biogasanlagen, Glasfasernetze für Städte, Kommunen und
Windparks, Wallboxen und Ladestationen für E- und Hybridfahrzeuge, Smart-Home-
Konzepte und vieles andere mehr gehören zum Leistungsspektrum der Firma.

Auch mitten in der Wirtschaftskrise, die nach Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft
auf Basis des Statistischen Bundesamtes die längste seit 1949 ist, sind die Auftragsbücher
der Meyenburger Firma voll.
Damit prahlen will Geschäftsführer Gert Altenburg nicht. „Aber diese ewig negativen
Meldungen zu Betriebsschließungen in der Prignitz sind für die Region nicht gut“, glaubt er.
„Da wollen wir auch mal was Positives berichten.“ Dazu taugt im Grunde die gesamte
Firmengeschichte. Der Betrieb wurde 1958 als Produktionsgenossenschaft des Handwerks
(PGH) gegründet und baute zunächst Mittelspannungs-Schaltschränke,
Straßenbeleuchtungsmasten und Teile von Trafostationen.
1991 firmierte das Unternehmen zur Meyenburger Elektrobau GmbH um, drei Jahre später
wurde die Tochtergesellschaft Prignitzer Schaltanlagenbau gegründet, die heute Prignitzer
Fernmeldeanlagenbau heißt und ihren Sitz in Hoppegarten hat. Zur Gruppe gehört
inzwischen außerdem eine auf Blitzschutz spezialisierte Firma in Teterow (Mecklenburg-
Vorpommern).
Gert Altenburg ist seit 2006 Geschäftsführer der Gruppe und stolz auf sein engagiertes,
„top ausgebildetes“ Team. Zweimal hat das Unternehmen bereits den Brandenburgischen
Ausbildungspreis gewonnen, einmal den Zukunftspreis. Zahlreiche Azubis sind inzwischen
eigene Fachkräfte.
Gesucht werden dringend weitere helfende Hände. Die Firma bildet Elektroniker/-innen,
technische Systemplaner/-innen und Bürokauffrauen/-männer aus. Wer die Lehre bereits
hinter sich hat, ist als Elektriker/-in oder Elekrohelfer/-in willkommen. Der Grad der
Qualifizierung sei zunächst zweitrangig, sagt der Geschäftsführer. Viel wichtiger sei ihm,
dass Bewerberinnen und Bewerber motiviert sind und „wirklich arbeiten wollen“. Das sei
leider nicht bei allen Anwärtern der Fall. „Wir probieren hier, alte Werte weiterzuleben“,
sagt Gert Altenburg. Das heißt für ihn auch: „Leistung gegen Leistung“. Wer Hilfe bei der
Suche nach einer Wohnung oder einem Kitaplatz brauche, könne sich auf die Firma
verlassen, müsse aber auch Willen, Ehrgeiz und Disziplin mitbringen. „Das ist immer eine
Frage der Leistungsbereitschaft.“
Fabian Rinke hat all das offenbar mitgebracht. Nach seiner Ausbildung in dem
Meyenburger Betrieb ist er übernommen worden und nun eine feste Größe im
digitalisierten hauseigenen Planungsbüro. Gerade arbeitet er für eine Brandmeldeanlage
an einem Plan, der im Notfall über Leben und Tod entscheiden kann. Die Übersicht zeigt
den schnellsten Weg aus einer möglicherweise brenzligen Lage.
So einen Plan würde sich Gert Altenburg auch für die Wirtschaft wünschen. Drei wichtige
Punkte aus seiner Sicht: Bürokratie runter, Motivation rauf und bei allem Fortschritt nicht
die alten Werte über Bord werfen. Das könne ein Anfang sein, glaubt er.

 

MAZ 18.01.25.pdf

 

© Juliane Becker, MAZ Brandenburg Nord

 

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